1.5.22
High sensitivity is biological. Hypersensibility is a coping style.
Obwohl oft verwechselt, sind diese beiden Begriffe sehr unterschiedlich, und sie haben nichts miteinander zu tun.
Hypersensibilität ist am besten beschrieben als emotionale Instabilität. Im Gegensatz dazu: eine hoch sensitive Person (HSP) zu sein, beschreibt, dass einige Menschen gegenüber Umweltstimuli sensibler sind als andere.
HSPs haben eine relative Schwierigkeit, Geräusche oder andere sensorische Stimuli zu filtern. Sie sind aber speziell auch fähig, subtile Reize wahrzunehmen, die anderen Menschen entgehen. Wenn alles zu laut, zu viel und zu chaotisch ist, dann ziehen sich die meisten zurück. Menschen, die hochsensitiv oder überempfindlich sind, können keine Reize aus der Wahrnehmung herausfiltern und kämpfen im Alltag mit einer ständigen Überstimulation. Zugleich ist das Phänomen eine besondere Gabe und sollte auch so genutzt werden.
Fehldiagnosen: Hypersensibilität weist zwar in einigen Punkten Parallelen zu Sozialphobie, Neurose, ADHS oder Asperger-Autismus auf, ist jedoch nicht mit ihnen gleichzusetzen.
Ist Hochsensitivität ein Massenphänomen?
Hypersensitivität kommt laut Aron bei 15-20 % der Menschen vor und kann entweder genetisch bedingt sein oder durch ein Trauma ausgelöst werden. Emotional sensible Personen nehmen Stimmungen in zwischenmenschlichen Bereichen sehr genau wahr, fühlen sich aber auch schnell überlastet von Konflikten und großen Menschenansammlungen.
Hochsensitivität bedeutet nicht gleich automatisch „schwieriges Leben“, aber es ist doch so, dass die meisten hochsensitiven Menschen in ihrem Leben einen ziemlich großen Leidensdruck haben, jedenfalls solange sie nicht wissen, „was mit ihnen los ist“. Was hochsensitive Menschen hingegen erfahren (oft seit frühester Kindheit) ist das (oft sehr intensiv) empfundene Gefühl von Andersartigkeit. „Stell dich nicht so an“, „Das bildest du dir nur ein“, „Sei nicht so empfindlich“ etc. sind typische Sätze, die hochsensitive Menschen oft nicht nur im Kindesalter zu hören bekommen. Sie prägen das Bild von sich selbst und der Welt nachhaltig mit: "Ich bin nicht in Ordnung".
Aus dem grundsätzlichen Gefühl, ich bin anders als alle anderen, entstehen wiederum andere Grundüberzeugungen, die sich häufig gegenseitig bedingen und verstärken, wie fehlende Selbstliebe und -achtung, mangelhafte oder unzureichend erlebte Bindungen und Bindungserfahrungen, schlechte Abgrenzungsfähigkeiten, eine grundsätzliche geringere körperliche und seelische Belastbarkeit, eine höhere Burn-out-Gefährdung, häufige Krankheiten etc.
Geistige Merkmale von Hypersensitivität
•Ausgeprägte Intuition
•Sich überfordert fühlen, wenn viel los ist (Bedürfnis nach Rückzug)
•Das Herstellen von inneren Querverbindungen
•Ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
•Hohe Reflexionsfähigkeit
•Sich Entscheidungen nicht leicht machen
•In größeren Zusammenhängen denken
•Nach Vollkommenheit streben (Fehler - eigene und die anderer - nicht tolerieren wollen)
•"Nah am Wasser gebaut sein"
•Phasen von Weltschmerz
•Sich durch Veränderungen durcheinander fühlen
•Sich von Kunst, Musik und Natur stark bewegt fühlen
Quellen:
Shawn T. Smith: Surviving Aggressive People: Practical Violence Prevention Skills for the Workplace and the Street (The Culture Tools Series)
Elaine N. Aron Ph.D.: The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You
http://www.hsperson.com/test/highly-sensitive-test/
www.meyers-hamburg.com: Vorträge: "Hypersensibilität oder hohe Sensitivität - eine Begriffsklärung, Vortrag Dr. Meyers, revidiert 12.2020" und "Hochbegabung und hohe Sensitivität, Vortrag Dr. Meyers, revidiert 12.2020"