Epileptische Anfälle
Der epileptische Anfall ist das charakteristische Symptom (Leitsymptom) der Erkrankung Epilepsie. Er entsteht durch eine vorübergehende, plötzliche Funktionsstörung des Gehirns, bei der sich Gruppen von Nervenzellen der Großhirnrinde zeitlich begrenzt, unnormal gleichgeschaltet (hochsynchron) und in sehr schneller Abfolge (hochfrequent) entladen.10
Je nachdem, in welchem Bereich des Gehirns und in welchem Umfang die Nervenzellen betroffen sind, werden die Anfälle als10
Fokale Anfälle gehen von einem umschriebenen Bereich des Gehirns aus, generalisierte Anfälle beziehen dagegen von Beginn an Nervenzellen der gesamten Großhirnrinde mit ein. Ein zunächst fokal beginnender Anfall kann sich auf das gesamte Gehirn ausbreiten, man spricht dann von einer sekundären Generalisierung.10
Wie sich ein epileptischer Anfall äußert, ist abhängig davon, welche Bereiche des Gehirns in welchem Umfang betroffen und welche Funktionen dort angesiedelt sind. Das Spektrum reicht von einem bloßen „Gefühl“ oder einer kurzen Muskelzuckung bis hin zu Bewusstseinsverlust, Sturz und Verkrampfung des ganzen Körpers (Grand Mal). Je nach Anfallsart ist auch die Dauer eines Anfalls sehr unterschiedlich und reicht von wenigen Sekunden bis zu ca. 2 Minuten.10
10.: Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Erster epileptischer Anfall und Epilepsien im Erwachsenenalter. 5. Auflage, Thieme, Stuttgart, 2012.
Häufigkeit von Epilepsie
Die Epilepsie ist eine der am weitesten verbreiteten chronischen Erkrankungen des Kindesalters und insgesamt die häufigste neurologische Erkrankung.50 Bis zu einem Prozent aller Menschen erkrankt an einer Epilepsie, zehn Prozent haben einmal im Leben einen Anfall, der jedoch nicht zwingend auf eine Epilepsie zurückzuführen sein muss, sondern als akutes Symptom einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung auftreten kann.50 Es wird geschätzt, dass in Deutschland ca. 0,6 bis 0,8 Prozent der Bevölkerung an einer Epilepsie erkrankt ist. Dies sind etwa 500.000 bis 650.000 Menschen.
Symptome bei Epilepsie
Die Symptomatik eines epileptischen Anfalls kann sehr unterschiedlich sein. So können epileptische Anfälle Gefühls-, Bewusstseins- und Verhaltensstörungen bewirken, aber auch Muskelzuckungen sind möglich bis hin zu den großen oder „Grand Mal“-Anfällen, bei denen der Betroffene stürzt und am ganzen Körper krampft und zuckt. Entscheidend für die Symptomatik sind sowohl der Ausgangsort des epileptischen Anfalls als auch seine weitere Ausbreitung im Gehirn.329
Die Dauer eines epileptischen Anfalls kann von wenigen Sekunden bis zu einigen Minuten reichen. Der Großteil der Anfälle endet jedoch meist innerhalb von drei Minuten.329 Die Anfallssymptomatik, -häufigkeit sowie -intensität kann sehr unterschiedlich sein und hängt in erster Linie von der Art des Anfalls ab. Ausführliche Informationen über Symptome sind in den Kapiteln fokale epileptische Anfälle und generalisierte epileptische Anfälle zu den einzelnen Anfallsarten beschrieben.
Formen der Epilepsie
Einer Epilepsie liegen Störungen des Gehirns in Form von abnormen, hochfrequenten und hochsynchronen Entladungen von Nervenzellen zugrunde.4 Sie zeigen sich durch das Symptom wiederholt auftretender epileptischer Anfälle.
Ein Syndrom liegt vor, wenn mehrere Krankheitszeichen regelhaft in Kombination auftreten, die auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen sind.48 Bei einem Epilepsiesyndrom liegen bestimmte Anfallsformen mit weiteren typischen Merkmalen (z.B. der Beginn in einem bestimmten Alter) in einem Krankheitsbild vor.49 Stellt der Arzt ein Syndrom fest, kann er ein hierfür geeignetes Medikament auswählen.49
Grundsätzlich werden Epilepsien aufgrund von 2 Kriterien eingeteilt:46
1. Nach der Art ihres Ursprungs in
2. Nach ihrer Ursache in
Epilepsien werden also zunächst nach ihrem Ursprung und dann nach ihrer Ursache eingeteilt. In den entstehenden Untergruppen wird dann meist nochmal nach dem Alter, bei dem die Epilepsie auftritt, sortiert.46 Zusätzlich zu dieser Einteilung gibt es noch eine Gruppe „spezielle Syndrome“ zu denen Fieberkrämpfe und Gelegenheitsanfälle gezählt werden.46
Ein wichtiger Hinweis zu den idiopathischen oder genetischen Epilepsien: Das Risiko, Epilepsie zu vererben, ist niedriger als dies häufig vermutet wird. Selbst wenn beide Elternteile erkrankt sind, liegt das Risiko für Kinder bei vertretbaren zehn bis 15 Prozent. Sechs von sieben Kindern kommen damit gesund zur Welt. An Epilepsie erkrankte Paare sollten diese Zahlen im Hinterkopf behalten und ihren Kinderwunsch nicht aufgrund ihrer Erkrankung direkt verleugnen.8
Literatur: