Ärzte Zeitung, 21.06.2016 14:36
Schilddrüsenhormone
Positive Wirkung bei bipolarer Depression
DRESDEN. Schilddrüsenhormone bewirken Veränderungen des
Stoffwechsels im Gehirn und gehen so mit einer positiven therapeutischen
Wirkung bei bipolaren Depressionen einher, heißt es in einer Mitteilung
der Technischen Universität Dresden.
Die Gabe von Levothyroxin (L-T4) in über dem normalen körpereigenen
Spiegel liegenden Dosen im Rahmen einer Standardtherapie bei bipolaren
Depressionen habe vielversprechende Wirkungen erzielt, aber die genauen
Mechanismen, die dem zugrunde liegen, sind noch unbekannt. In einer
vorgelagerten Pilot-Studie habe die L-T4 Behandlung die Depressionsrate
herabgesetzt und die Gehirnaktivitäten im limbischen System reduziert.
Jetzt wurde dieser Forschungsansatz in einer internationalen,
randomisierten, doppelblinden und Placebo-kontrollierten Studie
intensiver untersucht, heißt es weiter. Dabei konnten die
Wissenschaftler Belege für Auswirkungen der Gabe von L-T4 auf die
Symptome und auf den limbischen Zuckerstoffwechsel bei bipolaren
Depressionen finden (Mol Psychiatry 2016; 21, 229-236).
Für die Studie untersuchten die Forscher den
Gehirnzucker-Stoffwechsel mittels PET und [F-18] Fluorodeoxyglucose vor
und sechs Wochen nach der Behandlung mit L-T4 oder einem Placebo. Die
Gabe von L-T4 habe einen bedeutenden Rückgang der Depressionsrate
während der sechswöchigen Behandlung erzeugt.
Im Gegensatz zu Placebo kam es während der Hormontherapie zu
deutlichen Verbesserungen des Gehirnstoffwechsels des Limbischen
Systems."Diese Ergebnisse zeigen klar, dass die Gabe von
supraphysiologischen, also über dem normalen Blutspiegel liegenden
Mengen des Schilddrüsenhormons L-T4 die Symptome von Patienten mit einer
bipolar Depression verbessert", wird Studienleiter Professor Michael
Bauer, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, in der Mitteilung zitiert.
"Dies geschieht durch das Modulieren der Hirnfunktion in Teilen des
vorderen limbischen Netzwerks, das für die Verarbeitung von Emotionen
eine ganz zentrale Bedeutung besitzt." Darüber hinaus belegten diese
Ergebnisse den seit langem bekannten engen Zusammenhang zwischen
Schilddrüse und Depression, indem sie zeigten, dass auch das Gehirn des
Erwachsenen ein Zielorgan für L-Thyroxin ist. (eb)
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